Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich, Hirschengraben 62, 8092 Zürich
Kolloquium: Orte der Versicherung / Versickerung: Auswählen – sichern – erschliessen – publik machen
Anliegen der Tagung ist die Reflexion der Bedingungen, unter denen Entscheidungen über Aufbewahrung und Nicht-Aufbewahrung getroffen werden. Vertreter/innen unterschiedlicher Institutionen und Praktiken des Aufbewahrens und Zugänglichmachens leisten Beiträge zu den drei Kernbereichen:
Archivieren als Discardieren: WAS wird WARUM (nicht) aufbewahrt?
- Welche Inhalte werden aufbewahrt? (z.B. auch Tagesschau, Unterhaltungsprogramme?)
- Welche Arten von Medien werden aufbewahrt? (z.B. Flachware, Objekte, immaterielles Kulturerbe)
- Nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl für die Aufbewahrung? Mit welchen Gründen wird aufbewahrt bzw. weggeworfen?
- Wie erfolgt die Anwendung der Kriterien auf die einzelnen Medien?
- Welche Wertsysteme und (verdeckte) Ideologien liegen den Auswahlkriterien und deren Anwendung zugrunde?
- Wer legt die Kriterien und deren Anwendung fest?
- Wie und durch wen werden die Kriterien und deren Anwendung revidiert?
Speichern: WIE wird aufbewahrt?
- Welche Speichertechniken bzw. -medien kommen wo und wofür zum Einsatz?
- Wie wird mit dem Verfallsdatum von Speichermedien umgegangen? (z.B. Langzeitarchivierung bei Digitalisaten)
- Welche Speichermedien sind für welche Funktionen geeignet? (z.B. Langzeitspeicherung, Zugänglichmachen für Publikum)
- Inwiefern werden Originale durch Substitute abgewertet?
- Wie kann immaterielles Kulturerbe gespeichert werden?
Findmittel: WIE wird Archiviertes erschlossen und öffentlich zugänglich gemacht?
- Nach welchen Aspekten wird Archiviertes erschlossen? (Wandel der Kategorien und Schlagworte)
- Wie kann das Publikum auf Archiviertes aufmerksam gemacht werden, das nicht in seinem Horizont liegt?
- Welche Vorbedingungen für die Nutzung gibt es hinsichtlich Kompetenzen? (z.B. Lateinkenntnisse, Fraktur lesen können)
- Welche Vorbedingungen für die Nutzung gibt es hinsichtlich Interessen? (z.B. Interesse schaffen, Museen als Spielstätten)
- Welche Vorbedingungen für die Nutzung gibt es hinsichtlich Austausch? (z.B. Foren analog zu Lesezirkeln)
Die Tagung richtet sich ebenso an Forschende geistes- und kulturwissenschaftlicher Disziplinen auf allen akademischen Stufen wie auch an eine breite Öffentlichkeit, die an Fragen der Kanonisierung, (Auf-)Bewahrung und Nutzbarmachung von Quellen interessiert ist.
Serie: Kulturerbe total
Anmeldung beim Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich erforderlich: afz@history.gess.ethz.ch
Der Eintritt ist frei.
Programm des Kolloquiums
ab 9 Uhr Eintreffen bei Kaffee und Gipfel
9:40 Uhr Daniel Nerlich / Jonas Arnold: Bewerten, Sichern, Erhalten, Vermitteln. Kernprozesse im Archiv für Zeitgeschichte
10:40 Uhr Jürg Goll: Archäologische Dokumente gesammelt und wiederentdeckt
11:40 Uhr Simone Gfeller: Inventarisierung, Systematisierung und Erschliessung. Der Nachlass von Oskar Eberle – ein Beispiel aus der Praxis
12:40 Uhr Steh-Apéro mit Gesprächen
14:00 Uhr Jann Jenatsch: Fotografie. Quantität und Qualität des Aufbewahrens (Referat mit Gespräch; Leitung: Vivianne Berg)
15:00 Uhr Andreas Kilcher: Umgang mit zerstreuten jüdischen Büchern. Der Fall der ›Breslauer Sammlung‹ der ICZ-Bibliothek
16:00 Uhr Kaffee-Pause
16:30 Uhr Heidy Greco-Kaufmann: Verschollene Manuskripte, verborgene Quellen und rätselhafte Dokumente. Archive als Schatzkammern der Theaterhistoriografie
17:30 Uhr Cécile Vilas: Memoriav. Sicherung und Valorisierung des bedrohten audiovisuellen Kulturgutes (Referat mit Gespräch; Leitung: Ursula Ganz-Blättler)
Beteiligte Gesellschaften
In Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Kulturwissenschaften (SGKW)