Schloss Holligen, Bern
Dörflischweiz oder Burgenschweiz? Nationale Mythen und Identifikationsobjekte 1900
Das Dörfli (village suisse) kondensiert den alten helvetischen Berg-, Bauern- und Hirtenmythos. Es wird seit dem 19. Jahrhundert im Lied, in der Malerei, in der Literatur und an Welt- und Landesausstellungen als das Schweizerische par excellence inszeniert und wirkt national identitätsstiftend. So unterschiedlich die beiden Bilder Dörfli und Burg sind – in beiden sollte sich Heimat ausdrücken. Wo liegen die Nuancen in der Wahrnehmung der Schweiz als Land der Dörfer oder Burgen? Und inwiefern könnten diese heute noch Schweizerisches repräsentieren?
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Schweiz, konfrontiert mit einem enormen Industrialisierungs- und Urbanisierungsschub, in zwei kontrastierenden idealen Gegenbildern gefasst: als Dörfli und als Burg. Das Dörfli (village suisse) kondensiert den alten helvetischen Berg-, Bauern- und Hirtenmythos. Es wird seit dem 19. Jahrhundert im Lied, in der Malerei, in der Literatur und an Welt- und Landesausstellungen als das Schweizerische par excellence inszeniert und wirkt national identitätsstiftend. Schweizerstil (style chalet suisse vor 1900) und Heimatstil (Reformarchitektur nach 1900) geben die architektonische Folie dafür ab. Gleichzeitig rücken Burgen als geschichtliche Zeugnisse einzelner Bauherren in den öffentlichen Blickpunkt. Das zeigt sich in den Wiederaufbauten und Restaurierungen, wo sich wohlhabende Bürger und Adelige, aber auch Kantone (zum Beispiel die Waadt) profilierten und Heimatgeschichte schaffen. Sie bleiben aber individuelle Einzelschöpfungen, sind über ihre Initianten mit der Burgenrenaissance international vernetzt und nicht typisch schweizerisch. Das erklärt sich aus der Geschichte der Schweiz, die sich in ihrem Selbstbild im 19. Jahrhundert republikanisch darstellt
So unterschiedlich die beiden Bilder Dörfli und Burg sind – in beiden sollte sich Heimat ausdrücken. Wo liegen die Nuancen in der Wahrnehmung der Schweiz als Land der Dörfer oder Burgen? Und inwiefern könnten diese heute noch Schweizerisches repräsentieren?
Referentin: Dr. Elisabeth Crettaz-Stürzel
Schloss Holligen, Kornboden, Holligenstrasse 44, Bern.
Beteiligte Gesellschaften
Berichte/Rapports
Zelebrierte Kleinheit, inszenierte Grösse
Veranstaltungsbericht vom 25. Juni 2015 – DOCX, 195 KB«Dörflischweiz» oder «Burgenschweiz»? Nationale Mythen um 1900 neu gesehen
Blogbeitrag von Elisabeth Crettaz-Stürzel, Dr. phil., Kunsthistorikerin, Zinal und Fribourg
http://wissenschaftskultur.blogspot.ch/2015/06/dorflischweiz-oder-burgenschweiz.html
Célébration de la petitesse, mise en scène de la grandeur
Rapport de la manifestation du 25 juni 2015 – DOCX, 196,9 KB